Notstand

Allein 30.000 Lehrlinge fehlen dem Handwerk in Deutschland in diesem Jahr. Das vermeldet der Präsident der Handwerkskammer Hans Peter Wollseifer (s. WELT AM SONNTAG vom 20. Juli 2014, S. 7).

Für sich genommen schon eine bedrohliche Nachricht, die zeigt: Längst ist Deutschland mitten drin im Demografie-Problem. Und dieses wird noch verschärft durch unsinnige politische Reformen wie die abschlagsfreie Rente mit 63.

Denn die wird das Personalproblem der Handwerksbetriebe nochmals verschärfen, so Wollseifer: Acht Prozent der Belegschaft sind älter als 60 Jahre. Und gerade im Handwerk, wo körperlich gearbeitet wird, dürfte das Interesse an der Rente mit 63 besonders groß sein.

Soweit die Perspektive des Arbeitsmarktes. Genauso hart aber wird es die Sozialsysteme treffen. Denn wenn keine oder nur noch wenige junge Menschen – Azubis – als Beitragszahler hinzu kommen und gleichzeitig Ältere frühzeitig schon mit 63 als Beitragszahler ausfallen und stattdessen Rentenempfänger werden, ist klar, was das für die gesetzliche Rentenversicherung bedeuten wird: Gewaltige zusätzliche „Löcher“, für die all diejenigen aufkommen müssen, die Monat für Monat ihre Beiträge zahlen und Steuern entrichten.

Während an der Demografie von Seiten der Politik fast nichts gemacht werden kann: Bei der Gestaltung der Anrechnungszeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung hat sie fast alle Zügel in der Hand. Leider geht die Reise aber derzeit exakt in die falsche Richtung.