Fußball-Hype

Deutschland ist Fußball-Weltmeister. Wer sich für Fußball interessiert, dürfte wohl auch noch jetzt mit einem guten „Schuss Emotion“ an die zurückliegende WM denken.

Und so erstaunt es nicht, dass versucht wird, mit dem Fußball Geschäfte zu machen. Die Vereine, Merchandiser, Spielervermittler usw.

Neu hingegen die Geschäftsidee des „Hanseatischen Fußball Kontors“: Dieses ist gerade in Deutschland auf Road-Show und sucht private Darlehensgeber. Versprochen werden – für ein Jahr – rund 8 Prozent Zins (s. DIE WELT vom 7. Oktober 2014, S. 15).

Was geschieht mit dem Geld? Das Kontor sucht sich Fußballvereine, die „klamm“ sind. Diese erhalten Geld und treten dann anteilig Gewinne aus zukünftigen Spielertransfers ab. Wird also ein Spieler mit Gewinn an einen anderen Verein „verkauft“ erhält das Kontor z.B. 50 Prozent der Transfersumme. Im Ergebnis beteiligt sich das Kontor am Wert einzelner Spieler und profitiert von Wertsteigerungen, aber nur dann, wenn der Spieler auch tatsächlich verkauft wird.

Eine gute Idee für Anleger, die sich mit den aktuellen Marktzinsen nicht zufrieden geben wollen?

Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Denn die Darlehen sind Nachrangdarlehen, funktioniert also die Geschäftsidee des Kontors nicht und geht das Unternehmen in die Insolvenz, bedeutet dies für den Darlehensgeber einen Totalverlust seiner Anlage. Ob die Geschäftsidee trägt, wird sich zeigen. Es gibt spektakuläre Spielertransfers mit Millionensummen. Wäre das Kontor an solchen beteiligt, kämen wohl tatsächlich hohe Gewinne zustande.

Was aber ist die Realität? In erster Linie arbeitet das Kontor mit unbedeutenden Fußballvereinen, vor allem aus Osteuropa, zusammen. Ob diese Vereine Spieler hervorbringen, für die sehr hohe Summen gezahlt werden, ist fraglich. Die großen, erfolgreichen europäischen Vereine befinden sich hingegen – mit einer Ausnahme: Atletico Madrid – nicht auf der Liste der Kunden des Kontors. Warum auch? Diese Vereine sind auf dessen Fremdkapital nicht angewiesen und wären wohl auch nicht bereit, größere Teile von Transfergewinnen an Dritte abzugeben.

Bleibt: Wer dem Kontor Geld zur Verfügung stellt, sollte sich im Klaren darüber sein, dass sich das Geschäftsmodell erst noch etablieren muss. Und das erklärt dann auch den hohen Zins von rund 8 Prozent.