Stimmungswechsel?

Längst ist es mit gesundem Menschenverstand nicht mehr zu begründen, dass die meisten Sparer in Deutschland auf Sichteinlagen wie Sparbücher oder Termingelder setzen. Denn die Zinsen liegen dort deutlich unterhalb der Teuerungsrate.

Da mutet der aktuelle Bericht der Investmentfonds-Branche an wie ein „Weckruf“: Das Jahr 2014 war ein Rekordjahr, denn noch nie hat die Branche für ihre Kunden mit 2,4 Billionen Euro so viel Geld angelegt und verwaltet wie aktuell. Allein 123 Milliarden Euro kamen im Jahr 2014 neu hinzu.

Ist das ein erstes Zeichen dafür, dass die niedrigen Zinsen sich auch direkt auf das Anlageverhalten der Deutschen auswirken?

Bedingt.

Ganz sicher hat auch der eine oder andere Privatanleger von Sichteinlagen in Investmentfonds umgeschichtet. Schaut man aber genauer hin, zeigt sich, dass mit 91 Milliarden Euro rund 75 Prozent der Neuanlagen auf Spezialfonds entfielen, also Geld von institutionellen Anlegern. Und bei den verbleibenden rund 32 Milliarden Euro, die in Publikumsfonds investiert wurden, entfiel mit 23 Milliarden Euro der „Löwenanteil“ auf Mischfonds. Reine Aktienfonds verzeichneten hingegen Netto-Mittelabflüsse in Höhe von 10 Milliarden Euro. Und zu guter letzt: Ein Großteil der Anlagen in Investmentfonds stammt gar nicht aus Direktanlagen, sondern aus fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen, aus denen den Fondsgesellschaften inzwischen über die monatlichen Beitragszahlungen gewaltige Summen zufließen.

So wie viele Tageszeitungen deshalb davon zu sprechen, dass die Deutschen zunehmend zu „Fonds-Liebhabern“ werden (s. z.B. DIE WELT vom 11. Februar 2015, S. 15), scheint bei einem differenzierten Blick etwas euphorisch.

Es bleibt also durchaus noch reichlich Arbeit für die rund 40.000 nach § 34f Gewerbeordnung am Markt zugelassenen Anlageberater, um so die Mehrheit der langfristig orientierten Geldanleger davon zu überzeugen, dass Aktien oder Aktienfonds kein „Teufelszeug“, sondern eine sehr interessante Anlagealternative zu jeder Form von Termineinlagen sind.